8. Januar 18:00 Uhr
Es hat angefangen zu schneien. Der erste Schnee in diesem Jahr. Meine Frau und Ich haben unsere Cocktails genommen und stundenlang am Fenster gesessen und zugesehen, wie riesige, weiße Flocken vom Himmel herunter schweben.
Es sah aus wie im Märchen. So romantisch – wir fühlten uns wie frisch verheiratet.
Ich liebe Schnee!
9. Januar
Als wir wach wurden, hatte eine riesige, wunderschöne Decke aus weißem Schnee jeden Zentimeter der Landschaft zugedeckt. Was für ein phantastischer Anblick! Kann es einen schöneren Platz auf der Welt geben? Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich je in meinem Leben hatte. Habe zum ersten Mal seit Jahren wieder Schnee geschaufelt und fühlte mich wider wie ein kleiner Junge. Habe den Bürgersteig und die Einfahrt freigeschaufelt.
Heute Nachmittag kam der Schneepflug vorbei und hat den Bürgersteig und die Einfahrt wieder zugeschoben, also holte ich die Schaufel wieder raus. Was für ein tolles Leben!
12. Januar
Die Sonne hat unseren ganzen schönen Schnee geschmolzen. Was für eine Entäuschung. Mein Nachbar sagt, daß ich mir keine Sorgen machen soll, wir werden definitiv noch Schnee bekommen. Arno sagt, daß wir bis zum Monatsende so viel Schnee haben werden, daß ich nie wieder Schnee sehen will. Ich glaube nicht, daß das möglich ist. Arno ist sehr nett, ich bin froh, daß er unser Nachbar ist.
14. Januar
Schnee, wundervoller Schnee! 30 cm letzte Nacht. Die Temperatur ist auf – 20 Grad gesunken. Die Kälte lässt alles glitzern. Der Wind nahm mir den Atem, aber ich habe mich beim Schaufeln aufgewärmt. Das ist Leben!
Der Schneepflug kam heute Nachmittag zurück und hat wieder alles zugeschoben. Mir war nicht klar, daß ich soviel würde schaufeln müssen, aber so komme ich wieder in Form. Ich wünschte, ich würde nicht so pusten und schnaufen.
15. Januar
60 cm Vorhersage. Habe mein Cabrio verscheuert und einen Jeep gekauft. Und Winterreifen für das Auto meiner Frau und zwei Extra – Schaufeln. Habe den Kühlschrank aufgefüllt. Meine Frau will einen Holzofen, falls das Gas ausfällt. Das ist lächerlich – schließlich sind wir nicht in Alaska.
16. Januar
Eissturm heute morgen. Bin in der Einfahrt auf den Arsch gefallen, als ich Salz streuen wollte. Tut höllisch weh. Meine Frau hat eine Stunde gelacht. Das finde ich ziemlich grausam.
17. Januar
Immer noch weit unter Null. Die Straßen sind zu vereist, um irgendwohin zu kommen. Das Gas war 5 Stunden weg. Musste mich in Decken wickeln, um nicht zu erfrieren. Kein Fernseher. Nichts zu tun, außer meine Frau anzustarren und zu versuchen, sie zu ignorieren. Glaube, wir hätten einen Holzofen kaufen sollen, würde es aber nie zugeben. Ich hasse es, wenn sie Recht hat! Ich hasse es, in meinen eigenen vier Wänden zu erfrieren!
20. Januar
Das Gas ist wieder da, aber nochmal 40 cm von dem verdammten zeug letzte Nacht! Noch mehr schaufeln. Hat den ganzen Tag gedauert. Der beschissene Schneepflug kam zweimal vorbei. Habe versucht eines der Nachbarskinder zum Schaufeln zu überreden. Aber die sagen, sie hätten keine Zeit, weil sie Hockey spielen müssen. Ich glaube, daß sie lügen. Wollte im Baumarkt eine Schneefräse kaufen. Die hatten keine mehr. Kriegen erst im Mai wieder welche rein. Ich glaube, daß sie lügen.
Arno sagt, daß ich schaufeln muß oder die Stadt macht es und schickt mir die Rechnung. Ich glaube, daß er lügt.
22. Januar
Arno hatte Recht! Heute nacht nochmal 30 cm von dem weißen Zeug gefallen und es ist so kalt, daß es bis August nicht schmelzen wird. Es hat 45 Minuten gedauert, bis ich fertig angezogen war zum Schaufeln und dann mußte ich pinkeln. Als ich mich schließlich ausgezogen, gepinkelt und wieder angezogen hatte, war ich zu müde zum Schaufeln. Habe versucht für den Rest des Winters Arno anzuheuern, der eine Schneefräse an seinem Lastwagen hat, aber er sagt, daß er zuviel zu tun hat.
Ich glaube, daß der W…… lügt.
23. Januar
Nur 10 cm Schnee heute. Es hat sich auf 0 Grad erwärmt. Meine Frau wollte, daß ich heute das Haus renoviere. Ist die bekloppt? Ich habe keine Zeit – ich muß SCHAUFELN!!! Warum hat sie es mir nicht schon vor einem Monat gesagt? Sie sagt, Sie hat, aber ich glaube, daß sie lügt.
24. Januar
20 zentimeter! Der Schnee ist vom Schneepflug so fest zusammen geschoben, daß ich die Schaufel abgebrochen habe. Dachte ich kriege einen Herzanfall. Falls ich jemals den Arsch kriege, der den Schneepflug fährt, ziehe ich ihn an seinen Eiern durch den Schnee. Ich weiß genau, daß er sich hinter einer Ecke versteckt und wartet bis ich mit dem Schaufeln fertig bin. Dann kommt er mit 150 km/h die Straße runtergerast und wirft tonnenweise Schnee auf die Stelle, wo ich gerade war.
Heute nacht wollte meine Frau kuscheln, aber ich hatte keine Zeit. Mußte nach dem Schneepflug Ausschau halten.
25. Januar
60 cm mehr von der Scheiße. Eingeschneit. Der Gedanke an Schnee schaufeln läßt mein Blut kochen. Gott, ich hasse Schnee! Dann kam der Schneepflugfahrer vorbei und hat nach einer Spende gefragt.
Ich habe ihm meine Schaufel über den Schädel gezogen. Meine Frau sagt, daß ich schlechte Manieren habe. Ich glaube, daß sie eine Idiotin ist. Wenn ich mir noch einmal Wolfgang Petry anhören muß, werde ich sie umbringen.
26. Januar
Immer noch eingeschneit. Warum um alles in der Welt sind wir hierher gezogen? Es war alles IHRE Idee. Sie geht mir echt auf die Nerven.
27. Januar
Die Temperatur ist auf – 30 Grad gefallen und die Wasserrohre sind eingefroren.
28. Januar
Es hat sich um 5 Grad erwärmt. Immer noch eingeschneit. Die Alte macht mich verrückt!!!!
29. Januar
Nochmal 30 Zentimeter. Arno sagt, daß ich das Dach frei schaufeln muß oder es wird einstürzen. Das ist das Dämlichste was ich je gehört habe. Für wie blöd hält der mich eigentlich?
30. Januar
Das Dach ist eingestürzt. Der Schneepflugfahrer verklagt mich auf 50.000 Euro Schmerzensgeld. Meine Frau ist zu ihrer Mutter gefahren. 25 Zentimeter vorhergesagt.
31. Januar
Habe den Rest vom Haus angesteckt. Nie mehr schaufeln!
8. Februar
Mir geht es gut! Ich mag die kleinen bunten Pillen, die sie mir hier dauernd geben!
Na dann, Prost!
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